[für BAD ALCHEMY 39/2002]
AUTECHRE lernte ich vor Jahren als Teil einer ansonsten eher mainstream-orientierten privaten Techno-Mixkassette kennen; ich behielt sie im Gedächtnis wegen der für mich damals überzeugenden aggressiven Melancholie ihrer durchaus groovenden Musik. Internet-Recherchen zeigen zwei harmlos aussehende, wenn auch nicht uncoole britische Burschen, deren Namen ich vergessen habe (Booth & Brown?), die angeblich in Tekkno-Diskotheken auftreten, aber "was ganz anderes machen". Und nun das! Confield (warpcd128) schließt fast nahtlos an die Musik des obenstehenden Adrian Moore an, sowohl was die transdogmatische Mixtur der Konzepte angeht (wobei sich Booth & Brown natürlich in umgekehrter Richtung "weg von" etwas bewegen, auf das sich Moore "hin zu" bewegen scheint), als auch ihre in Bewegung befindliche Offenheit. Es gibt zwar immer noch den treibenden, stetigen groove früherer Aufnahmen, der die Dinge rahmt und antreibt, doch befindet sich dieser im mehr oder minder fortgeschrittenen Stadium der Dekonstruktion, will sagen, er wird lustvoll zum Stolpern gebracht (was nicht mit breaks zu verwechseln ist), manchmal gar zum totalen Zusammenbruch. Den bewegungsgeneigten Techno-Freund mag das zutiefst befremden, ja: - abstoßen, der Elektroakustiker sagt trocken "welcome to the club". Freilich mögen die studiotechnischen Extravaganzen hausgemachter Elektroakustik mangels üppiger Sponsorengelder ein wenig beschränkter sein, die ästhetischen Ziele scheinen mir mit denen jüngerer akademischer Elektroakustik jedoch teilweise zu konvergieren: angestrebt wird eine abstrakt-spielerische ambient music zum Zuhausehören, die die historischen Erfahrungen von Avantgarde- und Pop-Elektronik souverän zu einem Neuen, Dritten amalgamiert. Bitte mal reinhören in "uviol".