N. Q.
Der Große Preis von Kerpen - ein literarisches Quartett
Aufgezeichnet von Holger Liebs
"Schwer mental
In der Startaufstellung, kurz vor Beginn eines Rennens, kann man viele
Fahrer dabei beobachten, wie sie sich mit einer Person ihres Vertrauens
aus dem Team oder einem eigens für diese Aufgabe mitgebrachten Freund -
oder auch einer Freundin - angeregt unterhalten. Diese Gespräche in
letzter Minute können für die geistige Verfassung eines Fahrers und für
seine Vorbereitung auf das Rennen von großer Bedeutung sein. Andere
Fahrer wiederum starren einfach nur in die Luft, was aber nicht
bedeutet, dass sie an gar nichts denken; oft befassen sie sich
innerlich mit irgendeiner Form von psychologischer Strategie...
Der Fahrer muss sich selbst ermuntern. Er versucht, seinem eigenen Ich
quasi einen inspirierenden und ermutigenden Vortrag zu halten. Vor
allem muss er lernen, das zu glauben, was er sich selbst erzählt...
Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die mentale Metaphorik
die Leistung des Fahrers um bis zu zwanzig Prozent steigern kann.
Dahinter steckt das sogenannte Ideo-Motor-Prinzip, das besagt, dass
Bilder, die man im Geist (ideo) hat, sich auf den Körper (motor)
übertragen und dann das Verhalten beeinflussen können. Diese
Psycho-Neuromuskular- oder auch Muskel-Gedächtnis-Theorie basiert auf
der Tatsache, dass ein im Kopf kreiertes Bild ein bestimmtes
Reaktionsmodell schafft, das wiederum, wenn die Situation in der
Realität eintritt, eine ganz bestimmte Muskelreaktion hervorruft."
*
"Was war dein erstes Auto?
Ralf Schumacher: Ein Golf Diesel.
Was würdest du niemals tun?
Bungeejumping.
Womit betrinkst du dich am liebsten?
Ich trinke nie - fast nie. Von zwei oder drei Ausnahmen abgesehen,
trinke ich nur Apfelschorle.
Was - außer Fahren - kannst du noch gut?
Eigentlich nichts!
Welches ist deine Lieblingsstrecke?
Bis jetzt Monaco.
Ißt du gelegentlich Fastfood?
Wenn ich manchmal zu McDonald's gehe, dann ist mir danach meistens so
schlecht, dass ich mir jedesmal vornehme, nie wieder hinzugehen!
Hast du je geraucht?
Nö, ich habe aber auch nichts dagegen.
Was hasst du an deinem Job am meisten?
Die ständige Pressearbeit..."
*
"Auch die Farb-Designer des neuen SF-1 standen vor Problemen. Da das
Auto einen Monat vor der Vorstellung nur als Teilesammlung existierte,
mussten Schablonen vom Windkanalmodell genommen werden.
Unglücklicherweise stand das Modell dafür nur nachts zur Verfügung.
Der Basiston Weiß wurde wegen der guten Sichtbarkeit gewählt und weil
auf Weiß die Farben der Sponsoren am besten darstellbar sind. Das Weiß
wurde durch eine Spur Ocker 'weicher', um Kamera-Reflexionen zu
verringern. Und um den Erkennungswert des Autos zu erhöhen, wurden sie
mit rot-grün-blauen Streifen im Schottenkaro versehen.
Rein zufällig hat Weiß einen weiteren Vorteil: Das Auto ist eines der
hellsten in der Startaufstellung."
*
"Aber betrachten wir einmal die Situation aus Frentzens Sicht.
Heinz-Harald hatte damals Probleme und wurde schlecht beraten. Er hatte
sich von Mercedes getrennt, seinen Sponsor verloren, und dann kam die
Sache mit Corinna.
Der Nutznießer war vor allem Michael. Heinz-Harald brauchte lange, um
sich davon zu erholen. Das ist ja auch verständlich. Heute sieht er
Corinna bei den Rennen mit Michael zusammen. Er wäre wohl kein Mensch,
wenn er nichts dabei empfinden würde.
Aber Frentzen sagt: 'Das kann ich Michael nicht zur Last legen. Ich
glaube, Corinna und ich waren vorher schon irgendwie auseinander. Es
war kein großes Problem für mich. Allerdings habe ich seitdem kein
besonderes Verhältnis zu Michael mehr. Wir sprechen miteinander, aber
wir sind keine Freunde wie früher.'"
© Holger Liebs
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