Klanginstallationen ... ... beschäftigen ich seit Mitte der 90er Jahre. Ich verstehe hierunter die Erabeitung einer musikalischen Textur für einen bestimmten Raum, die sowohl als autonome Komposition als auch als Musique d'Ameublement (möblierende Musik) im Sinne Erik Saties gehört werden kann. Mit welchen technischen Hilfsmitteln diese Textur im Raum installiert wird, d. h. welche und wieviele Lautsprecher welcher Qualität wo angebracht werden, ist dabei zweitrangig bzw. unterliegt der pragmatischen Devise: je mehr, je besser. Akustisches Mobile ... ... heißt mein zugrundeliegendes ästhetisches Konzept. Der von Marcel Duchamp geprägte Begriff "Mobile" bezeichnet eine frei hängende, ausbalancierte, leichte Plastik, die schon von einem schwachem Luftzug in Bewgung gebracht werden kann. Die bis heute bekanntesten Mobiles stammen von dem Bildhauer Alexander Calder, der das Konzept einmal so beschrieb: "Warum nicht plastische Formen in Bewegung? Nicht einfach übersetzte oder rotierende Bewegung, sondern verschiedene Bewegungen von unterschiedlicher Art, Geschwindigkeit und Reichweite untereinander kombiniert, ergeben ein Ganzes. So wie man Farben oder Formen komponieren kann, so kann man auch Bewegungen komponieren." ... oder Klang- Objekte, Klang-Texturen, musikalische Zellen, Sounds und Klangflächen, möchte ich ergänzen. Fluctin / Prozac ... ... war das erste Medikament der neuen Antidepressiva-Generation der sog. Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Es wurde nach seiner Einführung 1987 als Wundermittel gefeiert und galt wegen seiner antriebssteigernden Wirkung als Yuppie-Droge. Seither gab es über 54 Millionen Verschreibungen. Die Betitelung "Fluctin" stellt einen, zugegeben zynischen, Kommentar zu meiner eigenen Arbeit dar: Die "Fluctin"-Installationen sollen, ganz wie die wundersame Arznei, die Stimmung aufhellen, einen Fluss, ein kreatives Fliessen beim Hörer (wieder) herstellen, wo bisher Zwänge, Stocken, Hemmung, Leere und Ausgebrannheit herrschten. Sie dienen als synthetische Krücken, um einem beschädigten, defizitären Bewusstein wieder auf die Beine zu helfen. Ob sie jedoch dieses Bewusstsein damit wieder zu sich selber oder nur in bisher unbekannte Formen der Entfremdung und Abhängigkeit führen, bleibt offen. S.H. im März 2007